Fritz von Herzmanovsky-Orlando
(1877 - 1954)
"Ich liebe diese Zeichnungen ababgöttisch."
Günter Brus, 1975
"FHO schuf das Skurrile, das Bizarre und ließ Traum und Wirklichkeit in eins zusammenfließen, viele Jahre noch vor Kafka oder Musil. Und was die Surrealisten später geleistet haben, er hat es vorweggenommen."
Kosmas Ziegler, 1979
"Was Herzmanovskys künstlerischen Rang ausmacht, liegt nicht in seinen Inhalten, sondern in seiner graphischen Handschrift. Sie ist der Lebensnerv, der auch den belanglosesten Einfall kostbar macht."
Werner Hofmann, 1965
"Ein Surrealist und Postmoderner avant la lettre, ein bizarrer Träumer in der künstlerischen Nähe zum Zeichner Paul Klee – ein großer Humorist, aber gewiss kein austriakischer Scherzbold."
Arnulf Meifert, 2012
Mein Vater befaßt sich seit vielen Jahren mit dieser Doppelbegabung und hat neben den in den 1980er Jahren erschienenen Katalogen "Das grafische Werk" im Residenz Verlag 2012 das Buch "Forscher im Zwischenreich" herausgegeben.
Er hat von der Herzmanovsky-Erbin Irmingard Ziegler den restlichen Nachlaß und die Urheberrechte am Werk des Künstlers geerbt. Vor allem aber durch den Erwerb einer bedeutenden Sammlung haben wir auch in der Galerie eine große Auswahl an Zeichnungen, Skizzen und Druckgrafik dieses großartigen Zeichners.
Biografie
1877
am 30. April in Wien als einziges Kind des Sektionschefs Dr. Emil Ritter von Herzmanovsky und der Aloisia von Orlando geboren. Die väterlichen Ahnen sind hohe Beamte und Offiziere, die mütterlichen führen nach Florenz, Venedig und Byzanz
1887 bis 1896
Gymnasiast am Theresianum in Wien, Matura. Erste Zeichnungen zeigen bereits das Talent des Autodidakten
1896 bis 1903
Architekturstudium an der Technischen Hochschule Wien, Abgang als Stadtbaumeister. Enge Freundschaft mit Alfred Kubin. Zahlreiche druckgrafische Versuche (Holzschnitt und Radierung) und Zeichnungen. Die Arbeiten sind teilweise vom Jugendstil bzw. Secessionismus beeinflusst, zeigen aber schon erstaunlich viel von der Persönlichkeit des Künstlers
ab 1903
architektonische Arbeiten hauptsächlich an Restaurierungsvorhaben in Wien, Niederösterreich und Tirol. Reisen nach Holland, England, Frankreich, Deutschland und Italien. Seine Landschaftszeichnungen sind vielfach von skurrilen Figuren bevölkert, in den Architekturskizzen finden sich seltsame Phantasietiere
1908
Mitglied der Zentral-Kommission für Kunst- und historische Denkmalpflege
1911
am 25. Februar Heirat mit Carmen, anschließend zahlreiche Reisen nach Korsika, Ägypten, Griechenland und die venezianisch-griechischen Inseln
1916
aus Krankheitsgründen Aufgabe der Berufstätigkeit und Übersiedlung nach Meran
1917
Namensvereinigung auf Herzmanovsky-Orlando
1918 bis 1920
Höhepunkt der graphischen Tätigkeit, ab 1918 auch Hinwendung zu literarischer Arbeit
1926
"Der Kommandant von Kalymnos" erscheint in 100 Exemplaren
1927
FHO zeigt im Berliner Glaspalast 75 farbige Blätter
1928
"Der Gaulschreck im Rosennetz" erscheint bei A. Wolf in Wien
1932
Ausstellung in der Galerie Würthle in Wien (126 Blätter)
1939 bis 1946
Vorübergehende Verlegung des Wohnsitzes nach Malcesine am Gardasee, um der Ausbürgerung zu entgehen
1954
am 27. Mai stirbt FHO im Alter von 77 Jahren in Meran auf Schloss Rametz
ab 1955
zahlreiche Ausstellungen des graphischen Werkes im In- und Ausland, Ankäufe durch öffentliche und private Sammlungen
1957
am 10. Januar Uraufführung von „Kaiser Joseph II. und die Bahnwärterstochter“ in den Münchner Kammerspielen. Noch im selben Jahr Inszenierung am Wiener Burgtheater
1957 bis 1963
Die vierbändige Werksausgabe in der Bearbeitung Friedrich Torbergs erscheint bei Langen-Müller in München
1983 bis 1994
Es erscheinen sämtliche Werke in zehn Bänden im Residenz Verlag Salzburg und acht Kataloge zum graphischen Schaffen herausgegeben von M. Kopriva, Krems
1985
Herausgabe einer Druckgrafikkassette im Auftrag der Erbin Irmingard Ziegler
1995 bis heute
Seine Theaterstücke werden u.a. im Schauspielhaus Zürich, Volkstheater Wien, Prinzregententheater München, Schauspielhaus Graz aufgeführt, das graphische Schaffen ist in Ausstellungen im In- und Ausland zu bewundern.
Zahlreiche Einzelausstellungen
in Museen und Galerien im In- und Ausland
zuletzt 2012
Schloß Tirol, Meran und OÖ Landesmuseum, Linz.
Werke in Besitz von
Universalmuseum Joanneum, Neue Galerie Graz
Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum, Innsbruck
Lentos Kunstmuseum, Linz
Oberösterreichisches Landesmuseum, Linz
Museum der Moderne, Salzburg
Landesmuseum Niederösterreich, St. Pölten
Albertina, Wien
Artothek des Bundes, Wien
Leopold Museum, Wien
Wien Museum
Wilhelm Busch - Deutsches Museum für Karikatur & Zeichenkunst
Südtiroler Landesmuseum, Schloss Tirol, Meran
und anderen
© Bildrecht, Wien - Manfred Kopriva, Krems